Hier in der Nähe gibt es einen grossen Konzern, der Fortbewegungsmaschinen baut. Diesem Konzern geht es schlecht, darum wurde vor einiger Zeit der halbe Vorstand gegen Menschen ausgetauscht, die überhaupt keine Beziehung zu diesem Betrieb hatten, sich nicht auskannten im Sozialgefüge der Belegschaft. Diese Manager sollen dafür sorgen, dass es dem Konzern finanziell wieder gut geht, sich Sparmassnahmen ausdenken und diese dann umsetzen.
Nun, in einem Zeitungsartikel einer örtlichen Tagesgazette, heisst es:
Mit Blick auf das erste Halbjahr 2006, in dem das operative Ergebnis um fast 50 Prozent auf rund 2 Milliarden Euro gesteigert wurde, schrieb der Finanzvorstand: "Man könnte meinen der Konzern sei aus dem Gröbsten raus. Doch weit gefehlt." Der Konzern brauche auch weiter eine "dramatische Verbesserung der Kostensituation".
Die Fertigungskosten für ein Produkt betragen etwa ein Drittel von dem Preis, zu dem das Produkt verkauft wird. Nur zehn bis fünfzehn Prozent dieser Fertigungskosten sind Personalkosten. Die Teileproduzenten werden von Jahr zu Jahr, von Verhandlungsrunde zu Verhandlungsrunde mehr gedrückt; einige Zulieferer sind aufgrund dieser fatalen Situation schon in Konkurs gegangen.
Anstelle der "aufstrebenden Region", wie es vor einigen Jahren noch hiess - denn immer mehr Zulieferer siedelten sich in der Nähe an und schufen Arbeitsplätze - droht der Stadt und dem Umland ein Ausverkauf. Wer in den Altersruhestand geht wird nicht mehr ersetzt, wer einen recht hoch dotierten Aufhebungsvertrag unterschreibt ebenfalls nicht. Immer weniger Menschen müssen immer mehr Arbeit erledigen, immer länger arbeiten für immer weniger Geld, was letztendlich in der Tasche des kleinen Mannes landet. Die letzte Tarifverhandlungsrunde brachte ein Ergebnis, dass bestenfalls als Hanebüchen zu beschreiben ist. Denn, wie schon erwähnt, die tatsächlichen Personalkosten an der eh sehr preisgünstigen Fertigung betragen nur zehn bis fünfzehn Prozent. Allerdings bekommt der Wasserkopf, also die sogenannten Manager, mal gut das zwanzigfache Jahresgehalt eines einfachen Arbeiters oder Angestellten. Dort könnte man doch die Sparmassnahmen viel besser und einfacher umsetzen.
Als Normalbürger frage ich mich, wie weit es denn noch gehen soll? Sind Masslosigkeit und Gier nicht schon zwei der sieben Todsünden?
Heute früh der grosse Schreck: Mein Rechner ist tot. Bootet noch und sagt dann nichts mehr. Erst bleibt der Screen schwarz, dann fängt er wieder an, zu booten. Zum Glück hat Oliver das grosse Rechner-Reanimations-Diplom, ist sozusagen der Doktor der Datenrettung. Trotzdem kam er nicht um eine Neuinstallation herum. Ich bin sehr dankbar. Die Vormittags-Sitzübungen verschiebe ich auf den Nachmittag, ich habe etwas im Haushalt herumgepusselt und bin jetzt - mal wieder- hundemüde.
Irgendein grosses Tier hat der Rotti-Katz den Kopf abgebissen und ich weiss nicht, wie ich es Nachbarin Carola, für die wir ja bis Freitag noch Rottisitter sind, erklären soll. Zum Glück klingelte der Wecker. Terrassentür auf, Rotti rein, Rotti mampft. Blöde Träumerei, ich hätte die halbe Pennpille weglassen sollen. Aber es ist Vollmond und ich habe schon letzte Nacht nicht geschlafen.
Na, das sind ja schöne Schnarchnasen in der Praxis. Man stelle sich vor: Die gucken nichtmal auf die Überweisung, die der Patient mitbringt, sondern machen einfach mal so irgendwas, was ihnen gerade in den Sinn kommt, scheint mir.
Der gestrige Radiologe hat sich gestern noch in Olivers Beisein darüber gewundert, dass die Internistin ja wohl nicht anhand "dieser" radiologischen Untersuchung einen Neben- oder Nierentumor ausschliessen könne.
Ja-nee, Herr Doktor, ist klar: Wenn man - obwohl der Patient fast 90 Minuten in der Röhre vor sich hin oxidiert - nur die Angiographie macht und sich einen Dreck um die zweite Position auf der Überweisung, Aufnahmen von Neben- und Nieren schert, dann hat auch die Internistin mit Sicherheit einige Probleme!
Das war der Grund des Anrufes, sie hätten besser am Telefon sagen sollen: "Wir sind doof und können nicht lesen. Der einzige der des Lesens mächtig ist hat noch bis Oktober frei." Verfluchter Mist. Leute, ich habe mir Sorgen gemacht.
Hm. Hm-hm-hm.
Wenn ich einen Bart hätte, würde ich den jetzt nachdenklich kraulen.
Oliver war gestern Mittag beim MRT. Wegen seines arteriellen Hochdrucks sollte mit Hilfe eines Kontrastmittels durch die Kernspindiagnostik (oder so ähnlich) ein Nebennierentumor ausgeschlossen werden. Die Auswertung hätte bis Montag dauern sollen - gerade kam ein Anruf: "Wir müssen nochmal einige Aufnahmen machen, können Sie gleich kommen?" - "Wie jetzt: Gleich?" - "Ja, es ist sehr dringend!"
Ich liebe solche beruhigenden Telefonate. Also: Falls mich jemand vermissen sollte sitze ich im Wartezimmer der Radiologie in der Hesslinger. Bis später dann. Und Daumen drücken nicht vergessen bitte. Ich schiebe gerade Panik. Mein Olli muss nochmal in die Röhre.
Ich wünsche mir, dass unsere Herren und Damen Vorgesetzten sich gefesselt und geknebelt in einem Raum befinden, in dem jeder der angeblich so hochgeschätzten aber letztendlich doch nur ausgebeuteten und verschaukelten Mitarbeiter mal seine ganze Wut, Angst und Unzufriedenheit frei kundtun kann.
Möglicherweise wachen sie dann endlich mal auf.
Arbeitsanweisungen, die heute neu ausgegeben wurden, sind morgen früh schon wieder längst überholt.
Wir organisieren uns ca. alle drei Tage erneut um.
Es gibt mehr Häuptlinge als Indianer.
Durchschnittlich alle zwei Wochen gibt es auch neue Kollegen, die von uns zusätzlich noch angelernt werden müssen, wodurch wir noch mehr an einem einigermassen geregelten Arbeitsablauf gehindert werden; nur steht bei den meisten dieser neuen Kollegen schon fest, dass sie uns nicht auf Dauer erhalten bleiben, denn es handelt sich um Studenten in ihren Semesterferien, von anderen Dienstleistern auf Zeit gemietete Kräfte oder Rückkehrer, die erstmal ein Vierteljahr auf Probe arbeiten für ein paar Stunden in der Woche, bevor sie sich dann entscheiden sollen, ob sie in den Beruf zurück möchten.
Für diese armen neuen Kollegen ist das Lernen müssen natürlich besonders erfreulich, wenn ihnen der Grossteil der Erfahreneren die Hilfe zwar nicht direkt verweigert, aber doch dermassen unfreundlich, arrogant und negativ kritisierend reagiert, dass den armen Kerlchen der Angstschweiss auf der Stirn steht, sobald sie etwas noch nicht genau wissen und sie jemanden fragen müssen.
Die theoretisch planenenden, aber eigentlich nur noch verwaltenden aber nicht an der Basis mitarbeitenden Vorgesetzten scheinen das dabei sogar noch voll in Ordnung zu finden - aber die wissen halt einfach nicht, wie es uns dabei geht.
Wir drehen durch.
Wirklich.
Das ist nicht mehr einfach nur Larifari, da herrscht die nackte Panik.
Welchen Grund gibt es eigentlich, die Vorgesetzten nicht auch einmal in alle Aufgaben ihrer Mitarbeiter einzuarbeiten? Allerdings bitte so lange, bis sie alle Kenntnisse erlangt haben, die wir für unsere tägliche Arbeit benötigen. Alle. Sie müssten uns theoretisch im Notfall jederzeit vertreten können.
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